Friedhof

Jüdischer Friedhof von Dernau (Aquarell von Matthias Bertram)

Spuren jüdischer Geschichte in Bad Neuenahr-Ahrweiler:

Führungen über die jüdischen Friedhöfe in Bad Neuenahr, Ahrweiler und Dernau veranstaltet von der Kreisvolkshochschule.

Anmeldung: Kreisvolkshochschule Ahrweiler, Wilhelmstrasse 23 und telefonisch 02641/9123390 oder per e-mail: kvhsahrweiler@aol.com
Referentin: Annemarie Müller-Feldmann (Bad Neuenahr). E-Mail mueller-feldmann@web.de.
Gebühr: 6 €, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre frei).

  • Bei der Führung über den jüdischen Friedhof in Bad Neuenahr können Interessierte sich die insgesamt 42 Grabsteine und ihre Geschichte erklären lassen.
  • Auf dem Besichtigungsprogramm steht auch die einzige jüdische Leichenhalle des Ahrkreises. Die Referentin berichtet auch über das zum Teil tragische Schicksal der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger im Ahrkreis.
  • Herren werden gebeten eine Kopfbedeckung zu tragen.
  • Der jüdische Friedhof in Ahrweiler wurde im Jahre 1871 mit einer ersten Grablegung eingeweiht. Seit dieser Zeit und bis 1960 war er letzte Ruhestätte vieler jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Ahrweiler Aber auch Familien anderer Religionen, bis hin nach köln, bestatten hier ihre Angehörige.
  • Heute finden sich 66 Grabsteine an diesem geweihten Ort. Die Referentin führt zu diesen Grabsteinen, erklärt ihre zumeist hebräischen Inschriften und berichtet über das Schicksal der dort Begrabenen.
  • Herren werden gebeten eine Kopfbedeckung zu tragen.
  • Führung über den jüdischen Friedhof in Dernau: Der bisher nachweisbar älteste jüdische Friedhof des Ahrtals ist der in den Dernauer Weinbergen in einer Senke oberhalb der „Herdkaule“ am Waldrand gelegene kleine Friedhof, ca. 630 qm groß, mit dreieckigem Grundriss.
  • Wie üblich hatte man auch hier ein landwirtschaftliches nicht nutzbares Areal ausgesucht, denn ein jüdischer Friedhof soll niemals überbaut werden können und als eine in die Landschaft eingefügte Gesamtheit für ewig erhalten bleiben.
  • Im Rahmen dieser Führung erfahren die Teilnehmenden viel Wissenswertes über die Anlage, die hier bestattenden Juden und die teilweise bereits in die Erde eingesunkenen Grabsteine.
  • Herren werden gebeten eine Kopfbedeckung zu tragen.

GESCHICHTE zum Friedhof in Ahrweiler:

Am 1. Mai 1860 schrieb der Ahrweiler Jude Samuel Heymann an „ein Königliches Wohllöbliches Bürgermeister-Ambt Dahier“, dass das Bestatten der Leichen auf dem „Altenwegsfriedhof‘ mit großen Schwierigkeiten verknüpft sei und es besonders in den Wintermonaten fast nicht möglich sei, die Leichen dorthin zu bringen. Die Antwort von Bürgermeister Clotten am 13.Juni 1860 bezüglich des neuen Friedhofs außerhalb von Ahrweiler Richtung Neuenahr lautet unter anderem, dass in einer „Tiefe von 5 Fuß noch kein Wasser vorfindlich ist und (ich) trage daher . . . an, dass es gestattet werde dass die Beerdigungsstelle entweder mit einer Mauer oder einer dauerhaften Umzäunung umgeben und ein Thor mit Verschluss an solchem angebracht werde.“
Die nachweisbare Erstbelegung fand am 2.6.1871 statt – es wurde der 68-jährige Michel Wolf aus Lantershofen beerdigt. Die Letztverstorbene fand am 27.11.1960 ihre letzte Ruhe.
66 Grabsteine stehen auf dem gut 900 qm großen Friedhof an der Schützenstrasse, der mit einer 2 Meter hohen Bruchsteinmauer umgeben ist – die meisten mit Text – viele nur hebräisch, einige auch nur mit Namen, manche ohne Namensplatte, ohne Inschrift. Auffällige Lücken und eingesunkene Stellen zwischen den einzelnen Gräbern lassen vermuten, dass auch hier Menschen beerdigt wurden, obwohl die Grabsteine fehlen.
Da die Gebetsrichtung der Juden nach Jerusalem ausgerichtet ist, stehen die Gräber in Ahrweiler in der Süd-Ost-Flucht.
Einige „Mazewot“ werden durch „segnende Hände“ verziert, ein Hinweis auf die Zugehörigkeit des Verstorbenen zur Priesterschaft der Cohanim, Nachfahren Aarons und seiner beiden Söhne. Die Darstellung leitet sich vom Gestus des Segnens ab, den die Priester, die Cohanim, erteilen. Dabei werden die Finger so gehalten, dass sich die Daumen berühren.
Eine Kanne kennzeichnet das Grab eines Leviten, also eines Angehörigen des Stammes Levi. Diese mussten zu Zeiten des Tempels den Priestern vor dem Segnen die Hände waschen.
Angeknickte Blumen sind in der Regel Frauen vorbehalten und geben Auskunft darüber, dass es sich um eine junge Frau oder ein Kind handelt. Auf der Grabstelle eines jungen Mädchens finden wir Mohn, es bedeutet den ewigen Schlaf.
Praktisch endet jede Grabinschrift mit den Buchstaben T.N.Z.B.H =
techie nischmato zrura be zror ha chaim. d.h. den Anfangsbuchstaben der Worte aus dem 1. Buch Samuel, Kap.25 Vers 29 = Seine Seele sei in den Bund des Lebens eingebunden.
Den Sockel unter dem Grabstein finden wir ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Zweisprachigkeit (hebräisch und deutsch) breitet sich nach dem 1. Drittel des 19. Jahrhunderts aus. Zur Verehrung und zum Gedächtnis werden heute noch auf vielen „guten Orten“ Kerzen angezündet und kleine Steinchen auf die Grabsteine hingelegt. Der zweite Brauch ist vermutlich eine überlieferte Gewohnheit der Wüstenbewohner, die zum Schutz der Leichen Steinhügel über den Gräbern errichteten, damit diese nicht von wilden Tieren ausgegraben werden konnten. Heute gilt diese Geste als Ausdruck ganz besonderer Verehrung.
An der nördlichen Mauer finden wir eine Gedenktafel. für die Opfer der Naziverfolgung: „1933 – 1945 Den Toten zur Ehre, den Lebenden zur Mahnung“.

Text von: Annemarie Müller-Feldmann

Tor am jüdischen Friedhof in Ahrweiler

GESCHICHTE zum Friedhof in Dernau:

Um 1850 waren in Dernau fast fünf Prozent der Einwohner jüdischen Glaubens, Sie hatten ihre eigene Synagoge/Bethaus, eine Schule und einen Lehrer. Die Leiter der Gemeinde kamen meist aus den Familien Heymann und Bär. An 1843 zogen im Rahmen der größeren Liberalisierung und auf Grund besserer Geschäftsmöglichkeiten mehr und mehr der Dernauer Juden nach Ahrweiler. Um 1862, mit dem Tode des Familienoberhauptes Marc Heymann, kam es zur Gründung einer jüdischen Gemeinde Ahrweiler/Dernau. In Dernau selbst wohnten um 1900 lediglich noch ein Prozent der Bewohner jüdischen Glaubens. Der oben in einem Aquarell dargestellte kleine Dernauer Jüdische Friedhof ist der älteste im Ahrkreis. Das im Gemälde gezeigte im Jahr 2015 eingeweihte Tor wurde, von einer deutsch-israelischen Initiativgruppe errichtet und finanziert. Die Gedenkplatten im Tor wurden von Micha Adler, einem Enkel von Amalie Heymann aus Ahrweiler/Neuenahr in Israel hergestellt. Das Foto zeigt die Einweihungszeremonie an der neben den Israelischen Freunden auch der Dernauer Pfarrer Lothar Anhalt teilnahm. Der Friedhof liegt über Dernau an der Landstrasse nach Esch/Grafschaft und ist jederzeit für einen würdigen Besuch geöffnet.
Text von: Matthias Bertram

Einweihung neues Tor am jüdischen Friedhof Dernau (Foto: Bernd Schreiner)

Fotos der jüdischen Friedhöfe Ahrweiler und Bad Neuenahr:

Ahrweiler:

Bad Neuenahr: