Klavier-Recital mit Daniel Höhr: Deutsche Romantik und Wiener Klassik treffen auf Musik der Belle époque.
In seinem Klavierabend am Sonntag, den 24. November um 17.00 Uhr in der
Synagoge Ahrweiler spielt der Sankt Augustiner Pianist Daniel Höhr Werke der Deutschen Romantik, der Wiener Klassik und der Belle époque. Neben den ersten beiden Nummern aus Robert Schumanns (1810 – 1856) im Jahre 1837 komponierten Fantasiestücken op. 12 („Des Abends“ und Aufschwung“) steht in der ersten Konzerthälfte die Klaviersonate Nr. 13 in B-dur KV. 333 von Wolfgang A. Mozart (1756 – 1791) auf dem Programm. Der Pianist Paul Badura-Skoda bezeichnete den ersten Satz als einen der schönsten der Klavierliteratur. Tatsächlich gehört die ganze B-dur-Sonate nicht nur zu den großen Klaviersonaten Mozarts sondern auch zu den beliebtesten Werken des Genres überhaupt. Mit ihrer freischwingender Melodik im Kopfsatz, dem grandiosen Andante cantabile mit der höchst expressiven Chromatik im Mittelteil und dem konzertanten Rondo ist Mozarts Sonate Nr. 13 schon ganz großes Kino.
Die zweite Konzerthälfte steht ganz im Zeichen der Musik der Belle époque. Claude Debussy (1862 – 1918) komponierte die viersätzige Suite bergamasque im Alter von 28 Jahren im Jahre 1890. Er überarbeitete sie jedoch kurz vor der Veröffentlichung 1905 erheblich. Der dritte Satz („Clair de lune“) ist eines der berühmtesten Musikstücke überhaupt und hat die Suite zu einem der bekanntesten Klavierwerke Debussys gemacht.
Die Komponistin Lili Boulanger (1893 – 1918) entstammt einer Pariser Musikerfamilie. Ihr Vater Ernest war Komponist, ihre Mutter Raissa, eine russische Gräfin, hatte bei ihm am Konservatorium Gesang studiert. Die Familie Boulanger war äußerst aktiv im Pariser Musikleben. Ein Freund der Familie, Gabriel Fauré, Leiter des Pariser Konservatoriums, bemerkte als erster, dass die jüngere Boulanger- Tochter das absolute Gehör hatte. Sie beeindruckte ihn, und er begann, bei seinen Besuchen mit ihr Lieder zu erarbeiten. Als Lili den Rom-Preis gewann, bekam sie auch ein Stipendium für einen dreijährigen Studienaufenthalt in der Villa Medici in Rom. Da sie unter einer chronischen Bronchialpneumonie und Morbus Crohn litt, versuchten ihre Ärzte vergeblich, sie von dieser Reise nach Rom abzuhalten. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 und ihre geschwächte Gesundheit zwangen sie, vorzeitig nach Hause zurückzukehren, wo sie zusammen mit ihrer Schwester die Unterstützung der französischen Soldaten während des Krieges organisierte. Die Trois morceaux pour piano entstanden im Juni 1914 in Rom. Die drei in der Tradition des französischen Impressionismus stehenden Klavierstücke, die in ihrer Harmonik aber schon Honnegger und Schönberg vorwegnehmen, evozieren die Eindrücke römischer Gärten und eines fröhlichen Aufzugs bei einem Volksfest.
Gabriel Fauré (1842 – 1924) war einer der wichtigsten Komponisten der Belle èpoque. Er war Lehrer von Nadia und Lili Boulanger, George Enescu, Reynaldo Hahn, Charles Koechlin und Maurice Ravel und ab 1905 Leiter des Pariser Konservatoriums. Sein Nocturne in H-dur entstand 1881 und wurde als zweites der drei Nocturnes Op. 33 im Jahre 1883 veröffentlicht. Es besticht durch seinen gesanglichen Salon-Ton und seine Melodik, entwickelt aber eine fesselnde Dramatik, bevor es nach der Reprise pianopianissimo in H-dur-Arpeggios verklingt.
Sonntag, den 24.011.2024, Ehemalige Synagoge Ahrweiler, Altenbaustraße 12, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler. Beginn: 17:00 Uhr, Einlass: 16:30 Uhr. Eintritt frei, Spenden ergeben.
Vita:
Daniel Höhr ist seit über drei Jahrzehnten am liebsten als Solist aber gelegentlich auch als Kammermusiker, Liedbegleiter und Orchestermusiker auf den Bühnen kleinerer Konzertsäle unterwegs. Der Sankt Augustiner Musiker begann im Alter von acht Jahren mit dem Klavierspiel. Seine Lehrer waren Norbert Schmitz-Witter, Markus Grünter, Eleonora Sauer, Christa Hahn, Prof. Peter Florian (Osnabrück) und Gotthard Kladetzky (Köln). Seinen ersten Soloabend gab der mehrfache Preisträger bei „Musizierende Jugend im Rhein-Sieg-Kreis“ und „Jugend Musiziert“ 1993 mit u.a.
Mussorgskys Bilder einer Ausstellung im Klavierhaus Klavins in Bonn-Beuel. In seinen oft thematisch gestalteten Programmen finden sich nicht nur Werke seiner Lieblingskomponisten Beethoven, Brahms und Schumann, sondern auch selten Gespieltes in zum Teil ungewöhnlicher Besetzung. So wirkte er 2009 bei Uraufführungen von Werken Markus Grünter mit, spielte 2013 zusammen mit Axel Wilberg Kammermusik für Harmonium und Klavier von Sigfrid Karg-Elert (1877 – 1933) und gab 2014 den selten zu hörenden und erst vor wenigen Jahrzehnten der
Öffentlichkeit zugänglich gemachten Klavierzyklus Das Jahr von Fanny Hensel (1805 – 1847). Am 11. Dezember 2021 führte er in Sankt Augustin die Vexations von Erik Satie in einer sechzehnstündigen Soloperformance als Spendenmarathon zugunsten der Seenotrettungsorganisation United4Rescue auf. Sein Album Innocence & Experience mit Klaviermusik von Schumann und Brahms erschien 2021 auf seinem
eigenen Label serioso und wurde vom Kölner Stadt-Anzeiger als „ausgefeiltes, überzeugende Debut“ gelobt.
www.danielhoehr.de
Klavier-Recital, 24.11.2024, 17:00 Uhr
Daniel Höhr
Programm
Robert Schumann (1810 – 1856)
Aus: Fantasiestücke Op. 12:
1. Des Abends
2. Aufschwung
Wolfgang A. Mozart (1810 – 1856)
Klaviersonate B-dur KV 333
Allegro
Andante cantabile
Allegretto grazioso
Pause
Claude Debussy (1862 – 1918)
Suite bergamasque
Prélude
Menuet
Clair de Lune
Passepied
Lili Boulanger (1893 – 1918)
Trois morceaux pour piano
I. D’un vieux jardin
II. D’un jardin clair
III. Cortege
Gabriel Fauré (1845 – 1924)
Nocturne in H-dur Op. 33 Nr. 2