Markus Burger (Klavier) und Jan von Klewitz (Saxophon)
Verjazzte Weihnacht in der Ehren’wallschen Klinik in Ahrweiler
Duo Markus Burger und Jan von Klewitz interpretierte Klassiker neu
Schon zum neunzehnten Male gastierte das Duo “Spritual Standards“ in der Dr. von Ehrenwall’schen Klinik in Ahrweiler. Im Rahmen ihrer Welttournee, die sie u.a. nach Italien, Österreich, Schweiz, Litauen, Frankreich Polen, Island und Nordamerika führt, machten sie auch wieder in der Rotweinmetropole Station. „Bei der Anreise nach Ahrweiler empfinden wir Tradtion und Heimatgefühl“, so Pianist Markus Burger. Im Jugendstil-Leseraum der Klinik blieb (fast) kein Platz unbesetzt. Markus Burger, aus Pünderich von der Mosel stammender und jetzt in Los Angeles und San Diego lebender Pianist, begrüßte im Lesesaal der von Ehrenwall’schen Klinik die Zuhörer zu einem Weihnachtskonzert der besonderen Art. „Ich freue mich, dass dieses außergewöhnliche Duo mit ihrer einzigartigen Kombination von Klassikern mit Jazzelementen unser Haus in dieser weihnachtlichen Zeit mit Klang erfüllt. Das Duo ist eine feste Größe der Ehrenwall`’schen Kultur und bringt `das Jahr in festlicher Form zum Abschluss“ so Hausherr Dr. Christoph Smolenski, der seine Klinik der Psychiatrie mit solchen Kulturveranstaltungen öffnen möchte. Das mit „Spiritual Standards“ beschriebene Programm des Pianisten Markus Burger und des in Berlin lebenden Saxophonisten Jan von Klewitz führte bekannte Lieder aus der Kirchen- und Weihnachtsmusik auf, deren eingängige Melodien das Duo zu Ausflügen in den Jazz und als Basis ausgiebiger Improvisationen nutzte. Zum Reformationsjubiläum engagierte das Auswärtige Amt das Duo zu weltweiten Konzertreisen, u.a. nach USA, Brasilien und Italien. „In unserem neuen Album erklingen viele Lutherische Lieder“, so Burger, dessen Pianospiel verschmilzt klanglich mit dem Saxophon auf eine sehr harmonische Art. Die bekannten Lieder „Vom Himmel hoch“, Eine feste Burg ist unser Gott“ („Die Nationalhymne der Evangelen“, so Burger), „Maria durch ein Dornwald ging“ und „Brich an du schönes Morgenlicht“ wurden mit langen Saxophonläufen mal hauchend schwebend, mal füsternd leise, mal aufbrausend jubilierend jazzig interpretiert. Da ließ Burger in langen Improvisationsläufen seinem Können freien Raum, während von Klewitz sein Saxophon virtuos erklingen ließ. Die Interpretationsbreite von lebensbejahend jauchzend bis bedrückend düster in der zeitgemäßen Interpretation christlicher Musik beeindruckte durch ihren tiefempfundenen Respekt. Das Zwiegespräch von Klavier und Saxophon spiegelt sich in einer Symbiose von Tradition und Moderne. Burger und van Klewitz hatten die Ehre als musikalische Botschafter der „Lutherdekade“ ausgewählt zu werden, ein zehnjähriges Kulturfest, gefördert vom Bundesland Sachsen-Anhalt, zum 500 jährigen Jubiläum der Luthrischen Reformation. Burger kündigte den „sehr tragischen Titel „Aus tiefer Not schrei ich zu Dir“ von Martin Luther an. Luther schrieb es um die Jahreswende 1523/24 als Nachdichtung des Bußpsalms 130. Das Thema wurde variationsreich aufgenommen, um es als Grundlage verspielter Improvisationen zu nutzen. Da explodiert das Saxophon und brilliert das Klavier. Ebenfalls aus der Feder Martin Luthers stammen die Werke „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort“ und „Vater unser im Himmelreich“. Burger zelebrierte auch ungewöhnliche Klavierspieltechniken, indem er begleitend zum Saxoühon mit der Hand über die Klaviersaiten strich. Die beiden musikalischen „Spitzbuben“ webten auch schon mal Anklänge an“Summertime“ aus der West Side Story oder James-Bond-Melodien in ihr Spiel ein. Burger zitierte Luther mit den Worten:“ Musik ist die Sprache mit der Gott mit uns spricht,“ Da Burger bewusst nicht alle Lieder ansagte, geriet das Konzert zum „Melodienraten“: “ Sie haben jetzt ein Blind Date mit zwei Liedern“. Als eine richtige Konzertpremiiere kündigte Burger das Lied „Der Mann im Mond an“, dass am Reformationstag in Housten/USA entstand, In Island gibt es nur wenige eigene Weihnachtslieder. Das Duo brachte “ Nóttin Var Sú Ágæt Ein“ von Einar Sigurðsson Sigvaldi Kaldalóns zu Gehör. Ihre grundsolide Ausbildung und ihr umfangreiches Schaffen in unzähligen Ensembles kommt den beiden exzellenten Musikern zu gute. Von meditativen mit minimalistischen Ansätzen springen sie in abrupten Wechseln gekonnt und spielfreudig in einen swingenden Jazz, der das Publikum begeisterte. Das Publikum klatschte das Duo verdientermaßen zu zwei Zugaben auf die Bühne zurück.(Gerd Weigl – Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler)